Im Zuge der deutschen Krankenhausreform spielen sogenannte Level-1i Kliniken eine wachsende Rolle. Diese Einrichtungen sind darauf ausgelegt, spezialisierte Behandlungen auf einem mittleren Komplexitätsgrad durchzuführen, der über die Grundversorgung hinausgeht, jedoch nicht die höchste Versorgungsstufe eines Maximalversorgers erfordert. Ziel ist es, die Versorgung stärker zu regionalisieren und auf spezifische Krankheitsbilder oder medizinische Leistungen zu fokussieren. Kliniken müssen sich auf diesen Wandel einstellen, um den wachsenden Anforderungen an eine spezialisierte Patientenversorgung gerecht zu werden.
Level-1i Kliniken: Ein Modell für sektorübergreifende Versorgung
Level-1i Kliniken gehören zu einer der neuen Versorgungsstufen, die durch die Krankenhausreform des Bundesgesundheitsministeriums entwickelt wurde. Diese Reform zielt darauf ab, die Versorgung von Patient:innen auf unterschiedlichen Komplexitätsstufen besser zu strukturieren. Um eine gute wohnortnahe Grundversorgung zu sichern, können die Länder künftig außerdem sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen – sogenannte „Level-1i“-Einrichtungen – bestimmen. In diesen werden stationäre, ambulante und pflegerische Leistungen angeboten.
Der Fokus liegt auf der Stärkung regionaler Versorgung, um Patient:innen wohnortnah spezialisierte Behandlungen anzubieten und gleichzeitig Überlastungen in großen Kliniken zu vermeiden (Bundesministerium für Gesundheit, 2023).
Herausforderungen bei der Implementierung von Level-1i Kliniken
Eine der größten Herausforderungen für Kliniken, die sich als Level-1i etablieren möchten, ist die Anpassung ihrer Strukturen und Prozesse. Diese Kliniken müssen nicht nur Fachkräfte vorhalten, sondern auch in Technologien und Infrastrukturen investieren, die für Behandlungen notwendig sind. Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen stellt dabei eine erhebliche Hürde dar. Insbesondere in der Pflege und in spezialisierten ärztlichen Berufen fehlen qualifizierte Fachkräfte, was den Aufbau solcher Einrichtungen erschwert. Eine Studie des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen von 2021 hebt hervor, dass der Fachkräftemangel in spezialisierten Berufen wie der Intensivpflege und in bestimmten chirurgischen Bereichen ein zentrales Problem darstellt (Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, 2021).
Zudem sind erhebliche Investitionen erforderlich, um diese Kliniken technologisch so auszustatten, dass sie spezialisierte Behandlungen auf hohem Niveau anbieten können. Der Übergang Level-1i Klinik erfordert daher eine sorgfältige Planung und die Sicherstellung der finanziellen Nachhaltigkeit. Laut einer Analyse der Bertelsmann Stiftung zur Krankenhauslandschaft in Deutschland könnte die Spezialisierung und Zentralisierung von Leistungen jedoch langfristig zu einer höheren Effizienz und verbesserten Versorgungsqualität führen (Bertelsmann Stiftung, 2019).
Chancen durch Spezialisierung und Effizienzsteigerung
Trotz der Herausforderungen bietet die Spezialisierung, die das Level-1i Modell erfordert, erhebliche Chancen für die Verbesserung der Versorgungsqualität. Durch die Fokussierung auf bestimmte Krankheitsbilder können diese Kliniken ihre Expertise in spezialisierten Fachbereichen steigern und somit bessere Behandlungsergebnisse erzielen. Laut einer Untersuchung der OECD aus dem Jahr 2020 erzielen Gesundheitssysteme, die auf Spezialisierung und Zentralisierung setzen, häufig bessere Behandlungsergebnisse und höhere Effizienz (OECD, 2020).
Ein weiterer Vorteil von Level-1i Kliniken ist die Entlastung von großen Versorgern. Durch die Verlagerung leichter bis mittelschwerer Fälle in spezialisierte regionale Versorger können große Kliniken ihre Kapazitäten für hochkomplexe Fälle freihalten, was zu einer insgesamt besseren Verteilung der Ressourcen im Gesundheitswesen führt. Gleichzeitig profitieren Patient:innen von einer wohnortnahen Versorgung, ohne auf hochspezialisierte Zentren angewiesen zu sein.
Fazit: Die Zukunft der Level-1i Kliniken
Level-1i Kliniken sind ein wichtiger Bestandteil der zukünftigen Krankenhauslandschaft in Deutschland. Sie bieten die Möglichkeit, Behandlungen regional anzubieten und gleichzeitig die Effizienz und Qualität der Versorgung zu steigern. Kliniken, die sich auf dieses Modell ausrichten, müssen jedoch in ihre Infrastruktur und ihre Fachkräfte investieren, um den hohen Anforderungen gerecht zu werden. Langfristig bietet die Spezialisierung auf Level-1i eine Chance, die Patientenversorgung wohnortnah zu verbessern und die Überlastung größerer Kliniken zu vermeiden. Kliniken, die den Wandel frühzeitig mitgestalten, können dabei eine Schlüsselrolle in der neuen Krankenhauslandschaft übernehmen.
Quellen:
- Bundesministerium für Gesundheit. (2023). „Krankenhausreform und die Rolle der Level-1i Kliniken.“
- Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. (2021). „Fachkräftemangel und spezialisierte Versorgungseinheiten.“
- Bertelsmann Stiftung. (2019). „Zukunftsfähige Krankenhauslandschaft: Chancen der Spezialisierung.“
- OECD. (2020). „Health at a Glance 2020: OECD Indicators.“