Die Ambulantisierung stellt einen bedeutenden Wandel im deutschen Gesundheitssystem dar. Während in anderen europäischen Ländern der Anteil ambulanter Operationen bereits stark gestiegen ist, bleibt Deutschland nach wie vor hinterher. So werden hierzulande nur etwa 18 % der Eingriffe ambulant durchgeführt, verglichen mit 40 % in Nachbarländern wie Frankreich oder den Niederlanden (Bertelsmann Stiftung, 2022). Ein Grund dafür ist die historisch bedingte Trennung zwischen dem stationären und ambulanten Sektor, die dazu führt, dass Kliniken bisher nicht ausreichend auf ambulante Leistungen ausgerichtet sind.

Besonders problematisch ist die finanzielle Benachteiligung ambulanter Eingriffe im Vergleich zu stationären Behandlungen. Die Einführung der Hybrid-DRG (Diagnosis Related Groups) sollte eigentlich eine Harmonisierung der Vergütung ermöglichen, doch die Realität sieht anders aus. Die Erstattung für ambulante Eingriffe bleibt häufig hinter der für stationäre Behandlungen zurück, was viele Kliniken dazu zwingt, stationäre Leistungen zu bevorzugen, selbst wenn eine ambulante Versorgung medizinisch vertretbar wäre (Bundesministerium für Gesundheit, 2023). Dies verhindert eine flächendeckende und wirtschaftliche Umsetzung ambulanter Eingriffe.

Dennoch müssen Kliniken sich auf den Wandel vorbereiten. Die Ambulantisierung wird nicht aufzuhalten sein, und es liegt in der Verantwortung der Klinikleitungen, ihre OP-Bereiche zukunftsfähig zu gestalten. Ein bewährter Ansatz, der in Praxiskliniken seit Jahren erfolgreich umgesetzt wird, ist die Optimierung von Abläufen und Prozessen. Standardisierte, schlanke Prozesse ermöglichen es, auch bei geringeren Vergütungen wirtschaftlich zu arbeiten. Dabei geht es nicht unbedingt um große Investitionen in neue Gebäude oder Infrastruktur. Oft reicht es aus, die bestehenden Ressourcen besser zu nutzen und gezielte Prozessoptimierungen vorzunehmen.

Beispielsweise können durch optimierte Patienflüsse Wartezeiten verkürzt und Operationsabläufe beschleunigt werden, ohne dass dies die Versorgungsqualität beeinträchtigt. So lassen sich die Kosten pro Eingriff reduzieren, während gleichzeitig die Fallzahlen gesteigert werden. Studien zeigen, dass Praxiskliniken durch solche Maßnahmen deutlich effizienter arbeiten und wirtschaftlich tragfähige Modelle für die Ambulantisierung darstellen (IGES-Institut, 2021).

Die Kliniken, die jetzt in die Optimierung ihrer Prozesse und Strukturen investieren, werden langfristig von der Ambulantisierung profitieren. Sie können Kosten senken, ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und den wachsenden Anforderungen des Gesundheitssystems gerecht werden. Dieser Wandel bietet auch die Chance, den Komfort für Patientzu erhöhen, da ambulante Behandlungen oft weniger belastend sind und die Genesung in der vertrauten häuslichen Umgebung ermöglicht wird.

Für Kliniken gilt es nun, diese Potenziale zu nutzen und den OP-Bereich an die neuen Anforderungen anzupassen. Durch eine gezielte Prozessoptimierung und den Einsatz effizienter Abläufe können Kliniken nicht nur die Herausforderungen der Ambulantisierung meistern, sondern auch eine Vorreiterrolle in der zukünftigen Gesundheitsversorgung übernehmen.

Quellen:

  • Bertelsmann Stiftung. (2022). „Zukunftsfähige Gesundheitsversorgung: Wie ambulante und stationäre Versorgung besser verzahnt werden kann.“
  • Bundesministerium für Gesundheit. (2023). „Krankenhausreform und Ambulantisierung: Ein Überblick.“
  • IGES-Institut. (2021). „Gutachten zur sektorenübergreifenden Versorgung: Ambulante Potenziale im stationären Bereich.“

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