Pragmatismus in der Versorgung – ambulant und stationär müssen zusammenarbeiten

Die Erhebungen von IGES DKG und Co hinsichtlich Ambulantisierungspotential sind jedem bekannt. Die demographische Entwicklung hinsichtlich der Patientenseite mit kontinuierlich mehr Inanspruchnehmenden sowie die Effekte durch Renteneintritt der Boomer auf der Seite der Leistungserbringer führen zu einem Ungleichgewicht. Hinzu krankt das „alte“ System an nahezu jeder Ecke. Krankenhäuser befinden sich in einem Vakuum ohne klare Perspektive, sicheren Boden gibt es nur in wenigen Bereichen. Klar ist, dass eine relevante Anzahl der klassischen Krankenhausfälle in Zukunft ambulant oder hybrid erbracht werden muss. Das bedeutet erst einmal eine deutlich reduzierte Vergütung bei gleichen Kosten und gleichem Prozess. Hinzu kommen die Effekte durch das KHVVG und die damit verbundene Schließung oder Umwidmung von Krankenhäusern, flankiert von Investitionsstau und Personalmangel in nahezu allen Bereichen. Auf der anderen Seite der Sektorgrenze sieht es nicht besser aus. Der EBM ist seit Jahren unterfinanziert, während man vor einigen Jahren im EBM durch eine hohe Prozessqualität noch wirtschaftlich arbeiten konnte und das sicherlich auch heute noch in einzelnen Bereichen funktioniert, sind die Kosten dermaßen gestiegen, dass auch hier eine Vielzahl an Herausforderungen bestehen. Insbesondere für operativ tätige Ärzte oder Betreiber von OP-Zentren. Neben dem allgemeinen Kostenanstieg beim Invest, einer Ausweitung der Anforderungen durch Aufsichtsbehörden sowie der generellen Problematik bei der Nachfolge konkurrieren diese inzwischen auch mit den Krankenhäusern um die begrenzte Ressource Personal hinsichtlich MFA OTA und vielen weiteren. Fakt ist, dass immer mehr Versorgung rund um die noch existente Sektorgrenze des „alten“ Systems herum organisiert werden muss.

Aus meiner Sicht werden Krankenhäuser einen signifikanten Teil dieser ambulant-hybriden Versorgung übernehmen müssen. Insbesondere im operativen Bereich, da die vorhandenen Strukturen eher rückläufig sind, die Betreiber der Zentren gehen in Rente, eine Nachfolge ist nicht in Sicht. Eine Neugründung, Bau und Ausstattung eines operativen Zentrums heute sind nur selten refinanzierbar und als relevante neue Säule der Versorgung nicht zu erwarten. Letztlich wird es nur gemeinsam gehen, die Erfahrung der Praktiker des ambulanten Bereichs wird benötigt, ebenso wie die Kernkompetenz und die gute Ausstattung des Krankenhauses als Backup. Man ist gut beraten, wenn beide Seiten kooperieren würden, das macht Sinn bei der Primärversorgung in Regionen, wo klassische Krankenhäuser geschlossen oder zu 1n oder 1i umgewidmet wurden. Hier muss der Gesetzgeber den Weg frei machen für unkomplizierte Kooperationsmodelle und den gemeinsamen Betrieb in der ehemaligen Krankenhaushülle. Geförderte Pilotprojekte müssen pragmatisch umgesetzt, evaluiert und systematisch in die Regelversorgung überführt werden. Hier muss man vom Bedarf und vom Prozess her kommen und nicht die Theorie bemühen.

Ein prominentes Beispiel ist die intersektorale Versorgung operativer Patienten, also ein OP-Areal und eine Möglichkeit zur stationären Aufnahme. Hier gibt es seit Jahrzehnten Praxiskliniken, die diesen Job hervorragend machen. Qualitativ und wirtschaftlich. Leider ohne Zulassung und somit auch ohne die Möglichkeit zur Abrechnung stationärer GKV Patienten. Über eine § 30 Privatkrankenanstalt nach GewO haben diese eine Station, die sämtliche Kriterien erfüllt, die auch eine Krankenhausstation erfüllen muss. GKV Patienten können allerdings nur über besondere Versorgungsverträge stationär behandelt werden, oft zum Missfallen der Patienten. Durch die Hybrid DRG haben viele Betreiber einer Praxisklinik auf die lang ersehnte Option zur Abrechnung stationärer Leistungen gehofft und wurden enttäuscht. Diese ist lediglich Krankenhäusern vorbehalten und die ganze Hybrid DRG lediglich ein Transfermedium in Richtung EBM und wird die flächendeckende Versorgung mit diesen intersektoralen patientenzentrierten Strukturen nicht hervorbringen. Obwohl der Bedarf aus meiner Sicht genau für diese vornehmlich ambulanten hoch effizienten und hoch qualitativen Zentren mit einem stationären Backup auf niedrigem pflegerischem Niveau größer denn je ist, wir brauchen alles was wir kriegen können. Allerdings nicht willkürlich, sondern nach klaren Zulassungskriterien. Es muss eine Hürde der Zulassung geben und klare Vorgaben, die Ernsthaftigkeit und kaufmännische Abwägung erfordern.

 

Positionen und Lösungsperspektive

Im aktuellen Diskurs zeigen sich die Fronten. Klinikträger und Krankenkassen fordern sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen, die kleineren Häusern eine Zukunft sichern sollen, ausgestattet mit ambulanter Leistung und Übernachtungsmöglichkeit, finanziert durch Transformationsmittel. Die Deutsche Praxisklinikgesellschaft kritisiert dagegen, dass Praxiskliniken und ambulante OP-Zentren, die seit Jahrzehnten genau diese Versorgung erfolgreich leisten, übergangen werden. Statt Milliarden in Klinikumbauten zu stecken, sollte konsequent in funktionierende ambulante Strukturen investiert werden. Gleichzeitig wird die Fortführung der Trennung von EBM und DRG als Blockade empfunden, wo eigentlich echte Hybrid-DRGs nötig wären.

Auch der frühere Gesundheitsminister Lauterbach hat beim DRG-Forum 2023 betont, er wolle keine dritte Struktur im System, sondern die Krankenhäuser in den Mittelpunkt der Ambulantisierung stellen. Doch dieser Blick auf Sektorengrenzen verstellt die eigentliche Aufgabe. Wir sollten nicht mehr in Sektoren denken, sondern in Versorgung. Entscheidend ist, dass für den operativen Bereich Strukturen entstehen, die nach klaren Kriterien zugelassen sind, die nicht leicht zu erfüllen sind, die aber Ernsthaftigkeit und kaufmännische Abwägung voraussetzen. So entstünde im Sinne der Patienten ein sinnvolles Modell, das Qualität und Verlässlichkeit sichert.

Reine Praxiskliniken existieren ohnehin nur in kleiner Zahl. Krankenhäuser sollten von deren Strukturen lernen und Allianzen schmieden, statt die Unterschiede zu betonen. Der Streit darüber, wer mehr Anspruch auf Ambulantisierung hat, kostet Energie und führt zu Stillstand. Wichtiger ist es, gemeinsam voranzukommen.

Fazit

Wir sollten die Energie nicht in Grabenkämpfe investieren, sondern in Lösungen. Ob operative Zentren, Primärversorgung, integrierte Notfallzentren oder künftige sektorenübergreifende Modelle – das Ziel ist eine Versorgung, die die Patienten in den Mittelpunkt stellt, Prozesse effizient organisiert und Fachkräfte entlastet. Nur wenn wir den Streit hinter uns lassen und die Stärken beider Seiten verbinden, entsteht ein System, das tragfähig, wirtschaftlich und zukunftssicher ist.

Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipiscing elit. Ut elit tellus, luctus nec ullamcorper mattis, pulvinar dapibus leo.

𝗦𝘁𝗿𝗮𝘁𝗲𝗴𝗶𝘀𝗰𝗵 𝗱𝗲𝗻𝗸𝗲𝗻, 𝘀𝗺𝗮𝗿𝘁 𝗽𝗹𝗮𝗻𝗲𝗻: 𝗪𝗶𝗲 𝗞𝗹𝗶𝗻𝗶𝗸𝗹𝗲𝗶𝘁𝗲𝗿 𝗣𝗿𝗼𝘇𝗲𝘀𝘀𝗲 𝗳𝘂̈𝗿 𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗲𝗿𝗳𝗼𝗹𝗴𝗿𝗲𝗶𝗰𝗵𝗲 𝗭𝘂𝗸𝘂𝗻𝗳𝘁 𝘀𝗰𝗵𝗮𝗳𝗳𝗲𝗻.

𝗘𝗶𝗻 𝗻𝗲𝘂𝗲 𝗞𝗹𝗶𝗻𝗶𝗸 kann auf den ersten Blick optimal geplant sein – doch erst im realen Betrieb zeigt sich, ob es auch die Anforderungen an effiziente Abläufe, Patientensicherheit und Arbeitsbedingungen erfüllt. Erfolgreiche Kliniken entstehen nicht nur auf dem Reißbrett, sondern sind auf Erfahrungen aus der Praxis angewiesen.

𝗘𝗻𝘁𝘀𝗰𝗵𝗲𝗶𝗱𝗲𝗻𝗱 𝗶𝘀𝘁, wie Prozesse auf die baulichen Gegebenheiten abgestimmt sind und ob Strukturen geschaffen wurden, die den Bedürfnissen von Patienten und Mitarbeitern gleichermaßen gerecht werden. Fehlende oder unzureichende Planung zeigt sich oft erst im Alltag – dann, wenn Abläufe ins Stocken geraten, Personal unnötig lange Wege zurücklegt oder es an klaren Strukturen für die Patientensteuerung fehlt. Das kostet wertvolle Zeit, schadet der Wirtschaftlichkeit und kann letztlich die Qualität der Versorgung beeinträchtigen.

𝗗𝗲𝗿 𝗦𝗰𝗵𝗹𝘂̈𝘀𝘀𝗲𝗹 𝗹𝗶𝗲𝗴𝘁 𝗶𝗻 𝗲𝗶𝗻𝗲𝗿 𝗣𝗹𝗮𝗻𝘂𝗻𝗴, die nicht nur Räume und Ausstattung berücksichtigt, sondern vor allem die Abläufe, die in ihnen stattfinden. Denn die besten Versorgungsmodelle bleiben oft hinter ihrem Potenzial zurück, wenn Prozesse nicht von Anfang an konsequent mitgedacht werden. Zu lange Wege für das Personal, Wartebereiche, die nicht zur Realität des Klinikbetriebs passen, oder OP-Kapazitäten, die nicht optimal mit der Stationslogistik verzahnt sind – das sind keine Details, sondern genau die Stellschrauben, die im Alltag über Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Versorgungsqualität entscheiden.

𝗗𝗼𝗰𝗵 𝗲𝘀 𝗴𝗲𝗵𝘁 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗻𝘂𝗿 𝘂𝗺 𝗡𝗲𝘂𝗯𝗮𝘂𝘁𝗲𝗻. Auch bestehende Kliniken haben enormes Potenzial, durch gezielte Umbaumaßnahmen und optimierte Prozesse leistungsfähiger zu werden. Viele Häuser haben in den letzten Jahren gezeigt, dass durch eine enge Verzahnung von stationärer und ambulanter Versorgung, flexible Raumkonzepte und intelligente Patientensteuerung spürbare Verbesserungen erzielt werden können – ohne, dass große Neubauten nötig sind.

𝗘𝘀 𝗺𝗮𝗰𝗵𝘁 𝘂𝗻𝘀 𝗶𝗺𝗺𝗲𝗿 𝘄𝗶𝗲𝗱𝗲𝗿 𝗙𝗿𝗲𝘂𝗱𝗲, mit Klinikleitungen und deren Mitarbeitenden zusammenzuarbeiten, die diesen Wandel aktiv gestalten – die nicht nur auf kurzfristige Lösungen setzen, sondern ihre Häuser strategisch für die Zukunft aufstellen. Denn ein Klinikgebäude ist nur dann erfolgreich, wenn es nicht nur auf dem Plan, sondern auch im echten Betrieb funktioniert.

𝗡𝗲𝘂𝗲 𝗞𝗼𝗻𝘇𝗲𝗽𝘁𝗲 𝗲𝗻𝘁𝘄𝗶𝗰𝗸𝗲𝗹𝗻, 𝗯𝗲𝘄𝗮̈𝗵𝗿𝘁𝗲 𝗔𝗻𝘀𝗮̈𝘁𝘇𝗲 𝗮𝘂𝘀 𝗱𝗲𝗿 𝗣𝗿𝗮𝘅𝗶𝘀 𝗻𝘂𝘁𝘇𝗲𝗻 𝘂𝗻𝗱 𝗯𝗲𝗶𝗱𝗲𝘀 𝘀𝗺𝗮𝗿𝘁 𝘃𝗲𝗿𝗸𝗻𝘂̈𝗽𝗳𝗲𝗻 – 𝗴𝗲𝗻𝗮𝘂 𝗱𝗮𝘀 𝘄𝗶𝗿𝗱 𝗮𝘂𝗰𝗵 𝗶𝗻 𝗭𝘂𝗸𝘂𝗻𝗳𝘁 𝗱𝗲𝗿 𝗦𝗰𝗵𝗹𝘂̈𝘀𝘀𝗲𝗹 𝗳𝘂̈𝗿 𝗹𝗲𝗶𝘀𝘁𝘂𝗻𝗴𝘀𝗳𝗮̈𝗵𝗶𝗴𝗲 𝗞𝗹𝗶𝗻𝗶𝗸𝘀𝘁𝗿𝘂𝗸𝘁𝘂𝗿𝗲𝗻 𝘀𝗲𝗶𝗻.

Das Primärversorgungszentrum als modulares System für die lokale medizinische Primärversorgung

Primärversorgungszentren (PVZ) bündeln verschiedene medizinische und soziale Dienste unter einem Dach und bieten eine wohnortnahe Versorgung durch multiprofessionelle Teams. Der Ausbau und die Förderung solcher Einrichtungen sind nicht nur Bestandteil des Koalitionsvertrages, sondern finden sich auch in den Gesetzesentwürfen der aktuellen Gesundheitspolitik wieder. PVZ bieten eine erste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten und ermöglichen eine koordinierte, multiprofessionelle Betreuung, die weit über rein medizinische Leistungen hinausgeht. Vor allem in strukturschwachen und ländlichen Gebieten können PVZ die angespannte Versorgungssituation entschärfen.

Bedarfsorientierung und Standortwahl

Ein zentraler Erfolgsfaktor für die Planung und den Betrieb eines PVZ ist die Bedarfsorientierung. Die Bedürfnisse der Bevölkerung müssen analysiert werden, um eine passgenaue Versorgung zu gewährleisten. Dies erfordert eine umfassende Bedarfsanalyse, oft als Sozialraum-Mapping bezeichnet, bei der Faktoren wie Bevölkerungsstruktur, Alterung der Region, Zu- oder Abwanderung und die sozioökonomische Infrastruktur betrachtet werden. Eine sorgfältige Analyse dieser Aspekte ist der erste Schritt zur Identifizierung spezifischer Versorgungsbedürfnisse und der bestmöglichen Gestaltung der Infrastruktur.

Die Standortwahl ist essenziell: In ländlichen Gebieten muss ein PVZ andere Schwerpunkte setzen als in urbanen Regionen. Eine Region mit einer älteren Bevölkerung kann beispielsweise einen Fokus auf Geriatrie, Demenzbetreuung und barrierefreie Zugänge legen. In Wachstumsregionen hingegen kann die Einbindung von Kinderarztpraxen, gynäkologischen Leistungen oder präventiven Programmen sinnvoll sein. Bereits bestehende Netzwerke und Infrastruktur können als Basis dienen. Eine flexible Anpassung an die regionalen Gegebenheiten kann durch ein modulares Konzept erreicht werden, das verschiedene Leistungsbereiche wie Hausarztpraxen, Fachärzte, Pflegekonzepte und Notfallversorgung unter einem Dach integriert. Dabei ist auch die Integration von Zusatzangeboten wie Kindertagesstätten oder Cafés sinnvoll, um den Zugang niedrigschwellig zu gestalten und soziale Treffpunkte zu schaffen.

Das PVZ als modulares System

Die modulare Struktur eines PVZ erlaubt eine flexible Anpassung an regionale Bedürfnisse und spezifische Versorgungsanforderungen. Ein PVZ kann aus folgenden Modulen bestehen:

  • Facharztpraxen

Facharztpraxen wie Orthopädie, HNO, Gynäkologie oder Ophthalmologie bilden eine solide Basis für spezialisierte Versorgung vor Ort. Sie gewährleisten, dass Patientinnen und Patienten auch in ländlichen Regionen Zugang zu spezialisierten Diagnosen und Behandlungen haben. Die Integration von Fachärzten sorgt zudem dafür, dass Überweisungen in entfernte städtische Kliniken reduziert werden und somit Zeit und Kosten gespart werden.

  • Klinik/Station

Ein stationärer Bereich kann elektive OP-Patienten aufnehmen oder als Reststation im Rahmen von Level 1i-Häusern fungieren. Diese Stationen stellen sicher, dass stationäre Versorgung ortsnah angeboten werden kann, ohne die wirtschaftlichen Anforderungen eines kompletten Krankenhauses zu übersteigen. Beispielhaft können Patienten, die eine postoperative Überwachung benötigen, vor Ort betreut werden, wodurch die Belastung größerer Kliniken verringert wird.

  • OP-Einheiten

Ambulante und kurzstationäre Operationen sowie diagnostische Eingriffe können in modernen OP-Einheiten durchgeführt werden. Diese Einheiten reduzieren den Bedarf an Überweisungen in entfernte Kliniken und stärken die regionale Gesundheitsversorgung. Beispielhaft kann ein Patient, der einen minimalinvasiven Eingriff benötigt, innerhalb weniger Stunden versorgt werden, ohne weite Wege zurücklegen zu müssen.

  • Pflegekonzepte

Pflegeeinrichtungen wie ambulante Tagespflege, Demenz-Wohngemeinschaften oder stationäre Pflege können gezielt integriert werden, um die Bedürfnisse einer alternden Bevölkerung zu adressieren. Dies bietet den Vorteil, pflegerische Versorgung und medizinische Betreuung nahtlos zu kombinieren. Patienten mit komplexen Bedürfnissen profitieren so von einem umfassenden Angebot an einem zentralen Standort.

  • Notfallversorgung

Eine Notfallpraxis, die rund um die Uhr zugänglich ist, kann ein hybrides Modell aus kassenärztlicher und klinischer Notfallversorgung darstellen. Dies reduziert die Belastung regionaler Krankenhäuser und sorgt für schnellere Versorgung. So können beispielsweise kleinere Verletzungen oder akute Beschwerden sofort behandelt werden, ohne dass Patienten eine große Notaufnahme aufsuchen müssen.

  • Einzelhandel und Dienstleistungen

Einrichtungen wie Apotheken, Sanitätshäuser, Orthopädietechnik-Betriebe oder Cafés schaffen nicht nur zusätzlichen Mehrwert für Patientinnen und Patienten, sondern fördern auch die lokale Wirtschaft. Diese Angebote machen das PVZ zu einem echten Zentrum für die Region und tragen zur Schaffung neuer Arbeitsplätze bei.

Synergien und Vorteile

Die Synergien, die durch die modulare Struktur eines PVZ entstehen, sind zahlreich und wirken sich positiv auf Patienten, Personal und die gesamte Versorgungsstruktur aus. Hier sind einige konkrete Vorteile und Beispiele:

  • Effizienzsteigerung durch gemeinsame Infrastruktur

Die zentrale Nutzung von Rezeption, Warteräumen und IT-Systemen reduziert Kosten und optimiert Abläufe. Zum Beispiel kann eine gemeinsame Patientenaufnahme Wartezeiten verkürzen und die Betreuung effizienter gestalten.

  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Multiprofessionelle Teams entwickeln gemeinsam Behandlungspläne, die medizinische, pflegerische und soziale Aspekte umfassen. Ein Patient mit Diabetes könnte beispielsweise gleichzeitig von einem Allgemeinmediziner, einem Diabetologen und einer Ernährungsberaterin betreut werden.

  • Erweiterter Zugang durch Telemedizin

Die Nutzung von Telemedizin erlaubt es, Patientinnen und Patienten auch in entlegenen Regionen fachärztliche Konsultationen anzubieten. Dies ist besonders hilfreich bei seltenen Erkrankungen oder begrenzten Facharztkapazitäten vor Ort.

  • Prävention und Gesundheitsförderung

Durch Vorsorgeuntersuchungen, Impfkampagnen oder Gesundheitsprogramme kann die Gesundheit der Bevölkerung nachhaltig gefördert werden. Ein Beispiel wäre die Einführung regelmäßiger Herz-Kreislauf-Checks für ältere Menschen.

  • Flexibilität in der Personalplanung

Gemeinsame Personalpools ermöglichen es, Spitzenbelastungen abzufangen. Ein Beispiel: Pflegekräfte können je nach Bedarf zwischen ambulanten und stationären Einsätzen wechseln.

  • Wirtschaftliche Stärkung der Region

Durch die Integration von Einzelhandel, Cafés oder Dienstleistern entstehen neue Arbeitsplätze und ein wirtschaftlicher Mehrwert für die Region.

Praxisnahe Umsetzung und Herausforderungen

Die Umsetzung eines PVZ erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Kommunen, Krankenhäusern und weiteren Stakeholdern. Besonders wichtig ist eine klare Definition der Verantwortlichkeiten, um Konflikte zu vermeiden. Im Praxisalltag stellen sich jedoch einige Herausforderungen:

  • Datenschutz und IT-Sicherheit

Die Digitalisierung erfordert DSGVO-konforme Prozesse und sichere IT-Systeme. Zum Beispiel müssen elektronische Patientenakten so geschützt werden, dass keine unbefugten Zugriffe möglich sind.

  • Arbeitszeitregelungen

Schichtpläne und Rufbereitschaften müssen den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz können zu hohen Strafen führen.

  • Abrechnung und Steuerrecht

Eine klare Trennung von steuerfreien medizinischen Leistungen und umsatzsteuerpflichtigen Zusatzangeboten ist essenziell, um rechtliche Konflikte zu vermeiden. Ein Beispiel ist die korrekte Abrechnung von Therapieangeboten, die nicht-ärztlicher Natur sind.

  • Fachkräftemangel

Attraktive Arbeitsbedingungen, Fortbildungsprogramme und flexible Arbeitsmodelle sind notwendig, um Fachkräfte für das PVZ zu gewinnen und langfristig zu binden.

  • Bauliche Anforderungen

Die bauliche Planung eines PVZ muss Barrierefreiheit, Brandschutz und Hygienevorschriften berücksichtigen. Dies kann insbesondere bei der Umwandlung bestehender Gebäude eine Herausforderung darstellen.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Rechtliche Vorgaben spielen bei der Planung und Umsetzung eines PVZ eine entscheidende Rolle. Dazu gehören:

  • Zulassung und Vertragsrecht: PVZ müssen von der Kassenärztlichen Vereinigung zugelassen werden.
  • Arbeitnehmerüberlassung: Kooperationen zwischen Akteuren müssen den Bestimmungen des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes entsprechen.
  • Steuerrecht: Umsatzsteuerpflichtige und -befreite Leistungen müssen klar abgegrenzt werden.
  • Kommunale Beteiligung: Gemeinden können eine wichtige Rolle als Betreiber oder Mitfinanzierer übernehmen.

Betreiberstrukturen

Die Wahl der Betreiberstruktur beeinflusst den langfristigen Erfolg eines PVZ. Mögliche Modelle umfassen:

  • Ärztegemeinschaften: Bieten Flexibilität und direkte Patientenorientierung.
  • Kommunen: Stellen sicher, dass lokale Bedürfnisse priorisiert werden.
  • Krankenhausgesellschaften: Können ambulante und stationäre Leistungen verknüpfen.
  • Private Träger: Bringen oft Innovationskraft und Effizienz, erfordern jedoch eine Gemeinwohlorientierung.
  • Genossenschaften: Fördern die Zusammenarbeit verschiedener Akteure.

Fazit

Primärversorgungszentren sind ein zukunftsweisender Ansatz, um die medizinische Versorgung, insbesondere in ländlichen Regionen, sicherzustellen. Ihre modulare Struktur ermöglicht eine flexible Anpassung an regionale Bedürfnisse und sorgt für Synergien zwischen verschiedenen Akteuren. Durch die Integration innovativer Technologien und eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Kommunen und weiteren Stakeholdern können PVZ einen entscheidenden Beitrag zur Stabilisierung und Weiterentwicklung des deutschen Gesundheitssystems leisten.