𝗘𝗶𝗻 𝗻𝗲𝘂𝗲 𝗞𝗹𝗶𝗻𝗶𝗸 kann auf den ersten Blick optimal geplant sein – doch erst im realen Betrieb zeigt sich, ob es auch die Anforderungen an effiziente Abläufe, Patientensicherheit und Arbeitsbedingungen erfüllt. Erfolgreiche Kliniken entstehen nicht nur auf dem Reißbrett, sondern sind auf Erfahrungen aus der Praxis angewiesen.
𝗘𝗻𝘁𝘀𝗰𝗵𝗲𝗶𝗱𝗲𝗻𝗱 𝗶𝘀𝘁, wie Prozesse auf die baulichen Gegebenheiten abgestimmt sind und ob Strukturen geschaffen wurden, die den Bedürfnissen von Patienten und Mitarbeitern gleichermaßen gerecht werden. Fehlende oder unzureichende Planung zeigt sich oft erst im Alltag – dann, wenn Abläufe ins Stocken geraten, Personal unnötig lange Wege zurücklegt oder es an klaren Strukturen für die Patientensteuerung fehlt. Das kostet wertvolle Zeit, schadet der Wirtschaftlichkeit und kann letztlich die Qualität der Versorgung beeinträchtigen.
𝗗𝗲𝗿 𝗦𝗰𝗵𝗹𝘂̈𝘀𝘀𝗲𝗹 𝗹𝗶𝗲𝗴𝘁 𝗶𝗻 𝗲𝗶𝗻𝗲𝗿 𝗣𝗹𝗮𝗻𝘂𝗻𝗴, die nicht nur Räume und Ausstattung berücksichtigt, sondern vor allem die Abläufe, die in ihnen stattfinden. Denn die besten Versorgungsmodelle bleiben oft hinter ihrem Potenzial zurück, wenn Prozesse nicht von Anfang an konsequent mitgedacht werden. Zu lange Wege für das Personal, Wartebereiche, die nicht zur Realität des Klinikbetriebs passen, oder OP-Kapazitäten, die nicht optimal mit der Stationslogistik verzahnt sind – das sind keine Details, sondern genau die Stellschrauben, die im Alltag über Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Versorgungsqualität entscheiden.
𝗗𝗼𝗰𝗵 𝗲𝘀 𝗴𝗲𝗵𝘁 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗻𝘂𝗿 𝘂𝗺 𝗡𝗲𝘂𝗯𝗮𝘂𝘁𝗲𝗻. Auch bestehende Kliniken haben enormes Potenzial, durch gezielte Umbaumaßnahmen und optimierte Prozesse leistungsfähiger zu werden. Viele Häuser haben in den letzten Jahren gezeigt, dass durch eine enge Verzahnung von stationärer und ambulanter Versorgung, flexible Raumkonzepte und intelligente Patientensteuerung spürbare Verbesserungen erzielt werden können – ohne, dass große Neubauten nötig sind.
𝗘𝘀 𝗺𝗮𝗰𝗵𝘁 𝘂𝗻𝘀 𝗶𝗺𝗺𝗲𝗿 𝘄𝗶𝗲𝗱𝗲𝗿 𝗙𝗿𝗲𝘂𝗱𝗲, mit Klinikleitungen und deren Mitarbeitenden zusammenzuarbeiten, die diesen Wandel aktiv gestalten – die nicht nur auf kurzfristige Lösungen setzen, sondern ihre Häuser strategisch für die Zukunft aufstellen. Denn ein Klinikgebäude ist nur dann erfolgreich, wenn es nicht nur auf dem Plan, sondern auch im echten Betrieb funktioniert.
𝗡𝗲𝘂𝗲 𝗞𝗼𝗻𝘇𝗲𝗽𝘁𝗲 𝗲𝗻𝘁𝘄𝗶𝗰𝗸𝗲𝗹𝗻, 𝗯𝗲𝘄𝗮̈𝗵𝗿𝘁𝗲 𝗔𝗻𝘀𝗮̈𝘁𝘇𝗲 𝗮𝘂𝘀 𝗱𝗲𝗿 𝗣𝗿𝗮𝘅𝗶𝘀 𝗻𝘂𝘁𝘇𝗲𝗻 𝘂𝗻𝗱 𝗯𝗲𝗶𝗱𝗲𝘀 𝘀𝗺𝗮𝗿𝘁 𝘃𝗲𝗿𝗸𝗻𝘂̈𝗽𝗳𝗲𝗻 – 𝗴𝗲𝗻𝗮𝘂 𝗱𝗮𝘀 𝘄𝗶𝗿𝗱 𝗮𝘂𝗰𝗵 𝗶𝗻 𝗭𝘂𝗸𝘂𝗻𝗳𝘁 𝗱𝗲𝗿 𝗦𝗰𝗵𝗹𝘂̈𝘀𝘀𝗲𝗹 𝗳𝘂̈𝗿 𝗹𝗲𝗶𝘀𝘁𝘂𝗻𝗴𝘀𝗳𝗮̈𝗵𝗶𝗴𝗲 𝗞𝗹𝗶𝗻𝗶𝗸𝘀𝘁𝗿𝘂𝗸𝘁𝘂𝗿𝗲𝗻 𝘀𝗲𝗶𝗻.
𝗔𝗮𝗿𝗵𝘂𝘀: 𝗪𝗶𝗲 𝗱𝗶𝗲 𝗗𝗮̈𝗻𝗲𝗻 𝗞𝗿𝗮𝗻𝗸𝗲𝗻𝗵𝗮̈𝘂𝘀𝗲𝗿 𝗻𝗲𝘂 𝗱𝗲𝗻𝗸𝗲𝗻 – 𝘂𝗻𝗱 𝘄𝗮𝗿𝘂𝗺 𝘄𝗶𝗿 𝗴𝗲𝗻𝗮𝘂𝗲𝗿 𝗵𝗶𝗻𝘀𝗰𝗵𝗮𝘂𝗲𝗻 𝘀𝗼𝗹𝗹𝘁𝗲𝗻.
𝗔𝗺𝗯𝘂𝗹𝗮𝗻𝘁𝗶𝘀𝗶𝗲𝗿𝘂𝗻𝗴 – 𝗪𝗶𝗲 𝗴𝗲𝘀𝘁𝗮𝗹𝘁𝗲𝗻 𝘄𝗶𝗿 𝗱𝗶𝗲 𝗭𝘂𝗸𝘂𝗻𝗳𝘁 𝗱𝗲𝗿 𝗼𝗽𝗲𝗿𝗮𝘁𝗶𝘃𝗲𝗻 𝗠𝗲𝗱𝗶𝘇𝗶𝗻?
Was tun mit dem Ambulantisierungspotential?
Level-1i: Der nächste Schritt zur sektorenübergreifenden Versorgungseinrichtung
Im Zuge der deutschen Krankenhausreform spielen sogenannte Level-1i Kliniken eine wachsende Rolle. Diese Einrichtungen sind darauf ausgelegt, spezialisierte Behandlungen auf einem mittleren Komplexitätsgrad durchzuführen, der über die Grundversorgung hinausgeht, jedoch nicht die höchste Versorgungsstufe eines Maximalversorgers erfordert. Ziel ist es, die Versorgung stärker zu regionalisieren und auf spezifische Krankheitsbilder oder medizinische Leistungen zu fokussieren. Kliniken müssen sich auf diesen Wandel einstellen, um den wachsenden Anforderungen an eine spezialisierte Patientenversorgung gerecht zu werden.
Level-1i Kliniken: Ein Modell für sektorübergreifende Versorgung
Level-1i Kliniken gehören zu einer der neuen Versorgungsstufen, die durch die Krankenhausreform des Bundesgesundheitsministeriums entwickelt wurde. Diese Reform zielt darauf ab, die Versorgung von Patient:innen auf unterschiedlichen Komplexitätsstufen besser zu strukturieren. Um eine gute wohnortnahe Grundversorgung zu sichern, können die Länder künftig außerdem sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen – sogenannte „Level-1i“-Einrichtungen – bestimmen. In diesen werden stationäre, ambulante und pflegerische Leistungen angeboten.
Der Fokus liegt auf der Stärkung regionaler Versorgung, um Patient:innen wohnortnah spezialisierte Behandlungen anzubieten und gleichzeitig Überlastungen in großen Kliniken zu vermeiden (Bundesministerium für Gesundheit, 2023).
Herausforderungen bei der Implementierung von Level-1i Kliniken
Eine der größten Herausforderungen für Kliniken, die sich als Level-1i etablieren möchten, ist die Anpassung ihrer Strukturen und Prozesse. Diese Kliniken müssen nicht nur Fachkräfte vorhalten, sondern auch in Technologien und Infrastrukturen investieren, die für Behandlungen notwendig sind. Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen stellt dabei eine erhebliche Hürde dar. Insbesondere in der Pflege und in spezialisierten ärztlichen Berufen fehlen qualifizierte Fachkräfte, was den Aufbau solcher Einrichtungen erschwert. Eine Studie des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen von 2021 hebt hervor, dass der Fachkräftemangel in spezialisierten Berufen wie der Intensivpflege und in bestimmten chirurgischen Bereichen ein zentrales Problem darstellt (Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, 2021).
Zudem sind erhebliche Investitionen erforderlich, um diese Kliniken technologisch so auszustatten, dass sie spezialisierte Behandlungen auf hohem Niveau anbieten können. Der Übergang Level-1i Klinik erfordert daher eine sorgfältige Planung und die Sicherstellung der finanziellen Nachhaltigkeit. Laut einer Analyse der Bertelsmann Stiftung zur Krankenhauslandschaft in Deutschland könnte die Spezialisierung und Zentralisierung von Leistungen jedoch langfristig zu einer höheren Effizienz und verbesserten Versorgungsqualität führen (Bertelsmann Stiftung, 2019).
Chancen durch Spezialisierung und Effizienzsteigerung
Trotz der Herausforderungen bietet die Spezialisierung, die das Level-1i Modell erfordert, erhebliche Chancen für die Verbesserung der Versorgungsqualität. Durch die Fokussierung auf bestimmte Krankheitsbilder können diese Kliniken ihre Expertise in spezialisierten Fachbereichen steigern und somit bessere Behandlungsergebnisse erzielen. Laut einer Untersuchung der OECD aus dem Jahr 2020 erzielen Gesundheitssysteme, die auf Spezialisierung und Zentralisierung setzen, häufig bessere Behandlungsergebnisse und höhere Effizienz (OECD, 2020).
Ein weiterer Vorteil von Level-1i Kliniken ist die Entlastung von großen Versorgern. Durch die Verlagerung leichter bis mittelschwerer Fälle in spezialisierte regionale Versorger können große Kliniken ihre Kapazitäten für hochkomplexe Fälle freihalten, was zu einer insgesamt besseren Verteilung der Ressourcen im Gesundheitswesen führt. Gleichzeitig profitieren Patient:innen von einer wohnortnahen Versorgung, ohne auf hochspezialisierte Zentren angewiesen zu sein.
Fazit: Die Zukunft der Level-1i Kliniken
Level-1i Kliniken sind ein wichtiger Bestandteil der zukünftigen Krankenhauslandschaft in Deutschland. Sie bieten die Möglichkeit, Behandlungen regional anzubieten und gleichzeitig die Effizienz und Qualität der Versorgung zu steigern. Kliniken, die sich auf dieses Modell ausrichten, müssen jedoch in ihre Infrastruktur und ihre Fachkräfte investieren, um den hohen Anforderungen gerecht zu werden. Langfristig bietet die Spezialisierung auf Level-1i eine Chance, die Patientenversorgung wohnortnah zu verbessern und die Überlastung größerer Kliniken zu vermeiden. Kliniken, die den Wandel frühzeitig mitgestalten, können dabei eine Schlüsselrolle in der neuen Krankenhauslandschaft übernehmen.
Quellen:
- Bundesministerium für Gesundheit. (2023). „Krankenhausreform und die Rolle der Level-1i Kliniken.“
- Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. (2021). „Fachkräftemangel und spezialisierte Versorgungseinheiten.“
- Bertelsmann Stiftung. (2019). „Zukunftsfähige Krankenhauslandschaft: Chancen der Spezialisierung.“
- OECD. (2020). „Health at a Glance 2020: OECD Indicators.“
Ambulante Operationen als Zukunftsmodell: Wie Kliniken sich erfolgreich positionieren können
Das deutsche Gesundheitssystem befindet sich an einem Scheideweg. Die Ambulantisierung, also die Verlagerung von stationären zu ambulanten Behandlungen, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Länder wie Schweden, die Niederlande und Dänemark haben es vorgemacht: Ambulante Operationen machen dort einen erheblichen Anteil aller Eingriffe aus, in manchen Fällen über 70 % (Die Chirurgie, 2023). In Deutschland hingegen wird der Großteil der operativen Eingriffe immer noch stationär durchgeführt. Eine Untersuchung der Bertelsmann Stiftung ergab, dass nur 18 % der Operationen hierzulande ambulant erfolgen (Bertelsmann Stiftung, 2022).
Die Ursachen für diese Diskrepanz sind vielfältig. Zum einen sind die Strukturen des deutschen Gesundheitssystems historisch gewachsen und schwerfällig in ihrer Anpassung. Die strikte Trennung zwischen dem ambulanten und stationären Sektor hat zur Folge, dass viele Kliniken nicht die nötigen Rahmenbedingungen für eine umfassende Ambulantisierung geschaffen haben. Dies betrifft sowohl die räumliche als auch die organisatorische Ausstattung. Zum anderen sind finanzielle Hürden ein wesentlicher Faktor. Trotz der Einführung der Hybrid-DRG, die eine sektorengleiche Vergütung von ambulanten und stationären Eingriffen sicherstellen soll, bleibt die Vergütung ambulanter Operationen in vielen Fällen unter den stationären Erstattungen (Bundesministerium für Gesundheit, 2023). Dies führt dazu, dass Kliniken weiterhin stationäre Behandlungen bevorzugen, auch wenn eine ambulante Durchführung sicher und sinnvoll wäre.
Eine Studie des IGES-Instituts (2021) zeigte, dass die stationäre Versorgung in Deutschland historisch überproportional stark ausgebaut wurde, was dazu führt, dass ein Teil der Ressourcen ineffizient genutzt wird. Auch die EU-Kommission stellte fest, dass Deutschland mit 7,9 Krankenhausbetten pro 1.000 Einwohner eine der höchsten Kapazitäten in Europa aufweist, während der europäische Durchschnitt bei etwa 5,3 Betten liegt (EU-Kommission, 2021). Diese Strukturverteilung erschwert den Übergang zu einem stärker ambulanten Versorgungssystem.
Eine weitere Untersuchung der OECD kam zu dem Schluss, dass Länder mit einer stärkeren Fokussierung auf ambulante Eingriffe, wie Schweden oder Dänemark, insgesamt niedrigere Gesundheitskosten pro Fall aufweisen, ohne die Versorgungsqualität zu beeinträchtigen (OECD, 2020). Dies zeigt, dass durch den Ausbau ambulanter Behandlungen nicht nur Effizienzgewinne erzielt werden können, sondern auch die Qualität der Versorgung gewährleistet bleibt.
Doch der Trend zur Ambulantisierung ist nicht mehr aufzuhalten. Die Bundesregierung plant im Rahmen der Krankenhausreform, den Anteil ambulanter Operationen signifikant zu erhöhen und die Strukturen entsprechend anzupassen. Kliniken, die sich auf diesen Wandel nicht vorbereiten, werden wirtschaftliche Nachteile erleiden. Stattdessen sollten sie den Wandel als Chance begreifen, ihre Prozesse zu optimieren und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Ein erfolgreicher Ansatz liegt in der Umsetzung standardisierter und schlanker Prozesse, wie sie in Praxiskliniken längst etabliert sind. Diese Einrichtungen zeigen, dass auch mit geringerer Vergütung pro Eingriff ein profitabler Betrieb möglich ist, sofern die Abläufe effizient gestaltet sind. Ein oft unterschätzter Hebel ist dabei die Prozessoptimierung. Durch die Umstrukturierung bestehender Abläufe lassen sich Wartezeiten verkürzen, die Operationszeiten reduzieren und damit die Fallzahlen erhöhen – ohne die Versorgungsqualität zu mindern.
Darüber hinaus ist es nicht immer notwendig, große Investitionen in Neubauten zu tätigen. Vielmehr können Kliniken durch gezielte räumliche Anpassungen und die bessere Nutzung vorhandener Kapazitäten ihren OP-Bereich effizienter gestalten. Dies bedeutet auch, dass Personalressourcen flexibler eingesetzt werden können und so die wirtschaftliche Belastung durch den Fachkräftemangel reduziert wird.
Der Schlüssel zur erfolgreichen Ambulantisierung liegt also in der Kombination aus effizienter Prozessgestaltung, flexibler Ressourcenplanung und der Bereitschaft, sich auf neue Vergütungsmodelle einzustellen. Kliniken, die diese Ansätze frühzeitig umsetzen, werden in der Lage sein, auch im zunehmend ambulant ausgerichteten Gesundheitswesen eine Vorreiterrolle einzunehmen und ihre Position langfristig zu sichern.
Quellen:
- Bertelsmann Stiftung. (2022). „Zukunftsfähige Gesundheitsversorgung: Wie ambulante und stationäre Versorgung besser verzahnt werden kann.“
- Bundesministerium für Gesundheit. (2023). „Krankenhausreform und Ambulantisierung: Ein Überblick.“
- Die Chirurgie. (2023). „Ambulante Versorgung bei Leistenhernien in Schweden und Dänemark.“
- IGES-Institut. (2021). „Gutachten zur sektorenübergreifenden Versorgung: Ambulante Potenziale im stationären Bereich.“
- EU-Kommission. (2021). „State of Health in the EU: Germany, Country Health Profile 2021.“
- OECD. (2020). „Health at a Glance 2020: OECD Indicators.“
Ambulante Eingriffe: Wie Kliniken die Effizienz steigern und Kosten senken können
Die Ambulantisierung stellt einen bedeutenden Wandel im deutschen Gesundheitssystem dar. Während in anderen europäischen Ländern der Anteil ambulanter Operationen bereits stark gestiegen ist, bleibt Deutschland nach wie vor hinterher. So werden hierzulande nur etwa 18 % der Eingriffe ambulant durchgeführt, verglichen mit 40 % in Nachbarländern wie Frankreich oder den Niederlanden (Bertelsmann Stiftung, 2022). Ein Grund dafür ist die historisch bedingte Trennung zwischen dem stationären und ambulanten Sektor, die dazu führt, dass Kliniken bisher nicht ausreichend auf ambulante Leistungen ausgerichtet sind.
Besonders problematisch ist die finanzielle Benachteiligung ambulanter Eingriffe im Vergleich zu stationären Behandlungen. Die Einführung der Hybrid-DRG (Diagnosis Related Groups) sollte eigentlich eine Harmonisierung der Vergütung ermöglichen, doch die Realität sieht anders aus. Die Erstattung für ambulante Eingriffe bleibt häufig hinter der für stationäre Behandlungen zurück, was viele Kliniken dazu zwingt, stationäre Leistungen zu bevorzugen, selbst wenn eine ambulante Versorgung medizinisch vertretbar wäre (Bundesministerium für Gesundheit, 2023). Dies verhindert eine flächendeckende und wirtschaftliche Umsetzung ambulanter Eingriffe.
Dennoch müssen Kliniken sich auf den Wandel vorbereiten. Die Ambulantisierung wird nicht aufzuhalten sein, und es liegt in der Verantwortung der Klinikleitungen, ihre OP-Bereiche zukunftsfähig zu gestalten. Ein bewährter Ansatz, der in Praxiskliniken seit Jahren erfolgreich umgesetzt wird, ist die Optimierung von Abläufen und Prozessen. Standardisierte, schlanke Prozesse ermöglichen es, auch bei geringeren Vergütungen wirtschaftlich zu arbeiten. Dabei geht es nicht unbedingt um große Investitionen in neue Gebäude oder Infrastruktur. Oft reicht es aus, die bestehenden Ressourcen besser zu nutzen und gezielte Prozessoptimierungen vorzunehmen.
Beispielsweise können durch optimierte Patienflüsse Wartezeiten verkürzt und Operationsabläufe beschleunigt werden, ohne dass dies die Versorgungsqualität beeinträchtigt. So lassen sich die Kosten pro Eingriff reduzieren, während gleichzeitig die Fallzahlen gesteigert werden. Studien zeigen, dass Praxiskliniken durch solche Maßnahmen deutlich effizienter arbeiten und wirtschaftlich tragfähige Modelle für die Ambulantisierung darstellen (IGES-Institut, 2021).
Die Kliniken, die jetzt in die Optimierung ihrer Prozesse und Strukturen investieren, werden langfristig von der Ambulantisierung profitieren. Sie können Kosten senken, ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und den wachsenden Anforderungen des Gesundheitssystems gerecht werden. Dieser Wandel bietet auch die Chance, den Komfort für Patientzu erhöhen, da ambulante Behandlungen oft weniger belastend sind und die Genesung in der vertrauten häuslichen Umgebung ermöglicht wird.
Für Kliniken gilt es nun, diese Potenziale zu nutzen und den OP-Bereich an die neuen Anforderungen anzupassen. Durch eine gezielte Prozessoptimierung und den Einsatz effizienter Abläufe können Kliniken nicht nur die Herausforderungen der Ambulantisierung meistern, sondern auch eine Vorreiterrolle in der zukünftigen Gesundheitsversorgung übernehmen.
Quellen:
- Bertelsmann Stiftung. (2022). „Zukunftsfähige Gesundheitsversorgung: Wie ambulante und stationäre Versorgung besser verzahnt werden kann.“
- Bundesministerium für Gesundheit. (2023). „Krankenhausreform und Ambulantisierung: Ein Überblick.“
- IGES-Institut. (2021). „Gutachten zur sektorenübergreifenden Versorgung: Ambulante Potenziale im stationären Bereich.“
Ambulante Operationen in Deutschland: Chancen und Herausforderungen für Kliniken
Ambulantisierung im Fokus: Warum Kliniken sich auf den Wandel vorbereiten müssen
Ambulantisierung: Hintergrund und Bedeutung
Ambulantisierung bezeichnet den Transfer medizinischer Leistungen aus dem stationären in den ambulanten Bereich. Das Ziel ist, Patient:innen seltener stationär zu behandeln, indem zunehmend Eingriffe in Tageskliniken oder Arztpraxen durchgeführt werden. Diese Reform ist ein Kernstück der Krankenhauspolitik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Geplant ist, etwa 25 % der stationären Behandlungen in den ambulanten Sektor zu verlagern (Bundesministerium für Gesundheit, 2023).
Gründe für die Ambulantisierung
Ein zentraler Grund für die Ambulantisierung ist die Senkung von Kosten. Viele Behandlungen, die aktuell stationär durchgeführt werden, erfordern keine Übernachtung im Krankenhaus. Dies entspricht den Ergebnissen des IGES-Gutachtens, das feststellt, dass die stationäre Versorgung in Deutschland historisch stark ausgeprägt ist und oft mehr Ressourcen bindet, als notwendig wäre (IGES-Institut, 2021). Durch ambulante Behandlungen könnten Kosten für Übernachtungen, Verpflegung und Pflege gesenkt werden.
Zusätzlich hebt die EU-Kommission hervor, dass Deutschland im europäischen Vergleich mit 7,9 Betten pro 1.000 Einwohner die höchste Krankenhausbettenkapazität hat, während der EU-Durchschnitt bei 5,3 liegt (EU-Kommission, 2021). Trotz eines Rückgangs der Bettenkapazität um 13 % seit dem Jahr 2000 ist der Anteil stationärer Behandlungen in Deutschland weiterhin überproportional hoch. In Ländern wie Schweden und Dänemark wird etwa 70 % der Leistenbrüche ambulant versorgt, während es in Deutschland nur etwa 20 % sind (Die Chirurgie, 2023).
Nutzen der Ambulantisierung
Das IGES-Gutachten betont, dass durch die Ambulantisierung eine Entlastung der Krankenhäuser erreicht werden kann, indem Personal und Infrastruktur besser genutzt werden. Dies könnte besonders die Notaufnahmen entlasten, in denen es oft zu Überbelegungen kommt, weil Patient:innen auf stationäre Betten warten müssen. Eine effizientere Steuerung der Behandlungsflüsse, wie sie das Gutachten fordert, könnte auch die Qualität der Versorgung erhöhen, da Krankenhäuser sich auf schwerere Fälle konzentrieren könnten (IGES-Institut, 2021).
Zudem könnte die Ambulantisierung den Fachkräftemangel abmildern. Da weniger stationäre Patient:innen zu betreuen wären, könnten Pflegekräfte und Ärzt:innen entlastet werden. Dies ist in Zeiten des zunehmenden Personalmangels im Gesundheitswesen ein wichtiger Faktor (Bundesministerium für Gesundheit, 2023).
Kritik und Herausforderungen
Laut einer Umfrage der Stiftung Gesundheit sind niedergelassene Ärzt:innen jedoch skeptisch gegenüber der Ambulantisierung. 45 % der befragten Haus- und Fachärzt:innen sehen die Verlagerung stationärer Leistungen als Risiko, während 38 % sowohl Chancen als auch Risiken wahrnehmen (Stiftung Gesundheit, 2023). Besonders kritisiert wird die Sorge um eine zusätzliche Belastung ambulanter Praxen sowie mögliche Risiken durch verkürzte Beobachtungszeiten. Das IGES-Gutachten weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass eine strukturelle Integration zwischen stationärer und ambulanter Versorgung notwendig ist, um eine nahtlose und qualitativ hochwertige Versorgung zu gewährleisten (IGES-Institut, 2021).
Fazit
Die Ambulantisierung hat das Potenzial, das deutsche Gesundheitssystem effizienter zu gestalten und Kosten zu senken. Sie bringt einen Wandel für Kliniken und ambulante Strukturen mit sich und erfordert neue Konzepte. Um den Erfolg sicherzustellen, müssen jedoch die strukturellen Voraussetzungen geschaffen werden, wie sie im IGES-Gutachten gefordert werden und darüber hinaus. Dazu gehören die bessere Verzahnung von ambulanten und stationären Versorgungsformen sowie die Integration digitaler Tools zur Unterstützung der ärztlichen Zusammenarbeit.
Quellen:
– Bundesministerium für Gesundheit. (2023). Krankenhausreform 2023.
– EU-Kommission. (2021). State of Health in the EU: Germany, Country Health Profile 2021.
– Die Chirurgie. (2023). „Ambulante Versorgung bei Leistenbrüchen.“
– IGES-Institut. (2021). „Gutachten zur sektorenübergreifenden Versorgung.“
– Stiftung Gesundheit. (2023). Umfrage zur Ambulantisierung unter niedergelassenen Ärzt:innen.












